Studiert hat er Forstwirtschaft 1968 in Tharandt,
doch bald zog es ihn zur Rockmusik.
Seit Anfang der neunziger Jahre unternahm Frank Wollny mehrere Reisen
nach Brasilien, China und Tibet, hatte in China mehrere Kunstausstellungen,
wurde Gastprofessor an der Academy of Fine Arts in Tianjin
und dort sogar zum „Art Consultant at Tianjin Academy of Fine Arts“ berufen.
Wollny reaktivierte sein TTT-Projekt, das er schon 1983 mit A. R. Penck
und weiteren gegründet hatte. „TTT ist die verbale Abstraktion einer
improvisierten Musik, deren Struktur durch konzentriertes Entstehenlassen
grooviger Rhythmik und frei improvisierter Melodieführung eines oder
mehrerer solistischer Instrumente geprägt ist“, erklärt Wollny.
„Diese Musik hat absoluten emotionalen Charakter und widerspiegelt
das Leben der integrierten Musiker.“
Wie das „T“ als abstrakt-zeichenhafte Deutung von „Horizontal“ und „Vertikal“
in der Malerei interpretiert werden kann, so wird in der improvisierten TTT-Musik Rhythmik und Solo konzipiert - quer zueinander stehend.
„Durch diese bewusste Funktionstrennung versuchen wir, “so Wollny,
„das musikalische Ego der beteiligten Musiker oder Künstler herauszuhalten.“
Im Laufe der Zeit waren – in wechselnden Besetzungen – mehr als
fünfzehn Musiker und Künstler am TTT-Projekt beteiligt.
Für den Mitbegründer Penck kam in der Mitte der neunziger Jahre
Markus Lüpertz ins Projekt, der den Aspekt der bildenden Kunst
im TTT-Projekt aufrecht erhielt und der – als Pianist,
Penck spielte Schlagzeug – nun für eine tiefere harmonische Dimension
des Bandklangs sorgte.
Jahrelang waren der Freejazz-Saxofonist Frank Wright
(bis zu dessen Tod am 17. Mai 1990) und der Drummer
Louis Moholo Mitglied bei TTT.
Sogar Udo Lindenberg durfte mal bei dem Auftritt zur „Jazz Rally“
in Düsseldorf 2001 als Drummer mitspielen.
Dann kehrte – zumindest für ein paar Stunden – der wohl bekannteste
Tharandter „Kunst“-Student wieder heim:
Am 16. März 2008 spielte Frank Wollnys TTT-Band, die aktuell mit
international bekannten Stars des deutschen zeitgenössischen Jazz wie Manfred Schoof, Gerd Dudek, Frank Köllges und Wolfgang Lackerschmidt besetzt war,
mit Markus Lüpertz im Jazzclub Neue Tonne.
Anlass ist die vorherige Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von
Lüpertz in der benachbarten Galerie Emmagoss.
Für Rock-Historiker: Mit Peter Sandkaulen ist auch der electra-Gitarrist
der Anfangssiebziger dabei, längst mit freieren, un-poppigen Klängen.
Frank Wollny läd zum "offenen Atelier"
in die Zikkurat ein.
Aufklärung
liegt dem Künstler am Herzen: "Kunst hört nicht bei Picasso auf".

Mechernich-Firmenich – Ist Frank Wollny Maler oder Musiker?
Die Antwort gibt der Künstler, Weltbürger mit Wohnsitz in Vlatten
sowie Atelier in der Firmenicher Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat, selbst:
„Ein Musiker muss auch ein Bild malen können.“
Und so ist Frank Wollny in beiden Welten zu Hause.
Er ist nicht nur Gründer und Bassist des legendären TTT-Bandprojektes,
an dem auch der exzentrische Malerfürst Markus Lüpertz mitwirkt,
sondern zudem ein mit zunehmendem Alter politischer Maler.
Als solcher will er sich nicht damit abfinden, dass sich die Kunst-Kenntnisse vieler Menschen auf Picasso-Poster oder Kadinsky-Drucke in Hotelfluren beschränken.
„In Gesprächen stelle ich immer wieder fest, dass Kunst absolutes Neuland ist.
Da möchte ich Pionierarbeit leisten“, sagt er.

In dem vom Zikkurat-Betreiber Johann Josef Wolf großzügig zur Verfügung
gestellten Ausstellungsraum im Erdgeschoss der ehemaligen
Steinzeugfabrik öffnete Frank Wollny die Pforten zum „offenen Atelier“.
Hier möchte er mit kunstinteressierten Besuchern ins Gespräch kommen
und auch „Aufklärung“ betreiben. Daher richtete sich sein Angebot vor allem an Menschen, die Kunst nicht nur anschauen, sondern auch verstehen wollen.
Wo fängt Kunst an? Was ist eine „Handschrift“? Solche und andere Überlegungen möchte er mit den Besuchern diskutieren.
Darüber hinaus erklärte er auch die verschiedenen Techniken.

Um die Besucher in der Zikkurat mit Kunst vertraut zu machen,
hat er zahlreiche unterschiedliche Werke im Ausstellungsraum
im Erdgeschoss zusammengetragen, darunter eigene Bilder
und Bilder von befreundeten Künstlern.

Dazu zählen Werke des eingangs erwähnten Malers Markus Lüpertz
ebenso wie Bilder von namhaften Künstlern wie Emmanuel Guiragossian, Emil Schumacher, Edvins Strautmanis oder Hartwig Ebersbach
– alles Künstlerkollegen, deren Lebenswege sich irgendwann einmal mit dem des Kosmopoliten Frank Wollny kreuzten.

Anfang der neunziger Jahre war Frank Wollny in Brasilien,
China und Tibet unterwegs, hatte in China mehrere Kunstausstellungen
und wurde sogar zum Gastprofessor an der Academy of Fine Arts berufen.
Seit 2008 lebt er nicht mehr in Großstädten, sondern in Vlatten, der guten Luft wegen. Fremd war ihm die Region ohnehin nicht, als er sich in Vlatten niederließ:
Es formierte sich auf Frank Wollnys Initiative die Künstlergruppe „Neunte“.
Die Gruppe möchte die Kultur- und Freizeitfabrik Zikkurat wieder verstärkt als Kunstzentrum etablieren. Dabei kam es zum kreativen Austausch
zwischen der niederländischen und der Eifeler Kunstszene:
Unter dem Motto „De Buren komen“ (Die Nachbarn kommen)
stattete die elfköpfige Künstlergruppe „Luwteloos“ aus Amsterdam
der befreundeten Eifeler Künstlergruppe „Neunte“ einen Gegenbesuch ab,
nachdem die „Neunte“-Künstler aus dem Kreis Euskirchen ihre Werke in der Kunststiftung „Artless“ in Amsterdam präsentiert hatten.
Neben dem täglichen offenen Atelier plante Frank Wollny auch Events in der
Zikkurat zu veranstalten. Dabei sollen Filme von „TTT“-Konzerten gezeigt,
Texte von Markus Lüpertz vorgelesen und Musik dazu gemacht werden.
Im Oktober 2009 war Lüpertz in der Zikkurat,
um gemeinsam mit den TTT-Kollegen ein Jazzkonzert zu geben.
London, New York, Heimbach
Text: Ulrike Schwieren-Höger

Frank Wollny hat die Heimbacher Kunstszene geprägt:
In den 90er Jahren machte er „Haus Schönblick“ zu einem Treffpunkt der Malerfürsten. Heute lebt er in Vlatten und meldet sich – nach Jahren des Rückzugs – mit der Ausstellung „Begegnung der Welten“ zurück.
Ein Grund, an die Zeit zu erinnern, in denen er Heimbach zu einem
Mekka der Avantgarde machte.
In der Abendsonne blinkt der Chrom von Edelkarossen.
Die Kennzeichen verraten weite Anreisen: Hamburg, Berlin, Kopenhagen,
Amsterdam, Brüssel. Wer bietet mehr? Fahrgäste in lässigem Tuch
bummeln zum Eingang – es gibt Schlückchen und Häppchen vom Buffet,
das sich meterlang durch den Saal zieht. Fleisch, Fisch, Gemüse, Salat.
Irgendwo werden Crepes gebacken. Dann spricht der Hausherr: Frank Wollny eröffnet die Vernissage und zelebriert die Meister der Avantgarde:
A.R. Penck, Jörg Immendorff, Markus Lüpertz und Georg Baselitz
haben ihre Farben hinterlassen, und die stehen zum Verkauf.
Ihr Neoexpressionismus ist in die „Jungen Wilden“ gemündet.
In der Kunstszene gelten sie als Weltmeister, erzielen hohe Verkaufspreise.
Und sie haben in Heimbach ihre Heimat.
Die meisten Heimbacher ahnen davon nichts.
Wenn Frank Wollny an diese Zeiten in den 90er Jahren zurückdenkt,
wird er nachdenklich. „Ja, damals war alles möglich“, sagt er. „Wir haben viel verdient, aber auch Unmengen in Haus Schönblick investiert. Wenn ich nur an die Heizung denke und an die Durchlauferhitzer.“
Heimbach war für Wollny der Endpunkt einer Odyssee, die ihn
von seiner Harzer Heimat über Griechenland nach London und New York führte.
Gemeinsam mit A.R. Penck war er aufgebrochen, hatte mit Frau und Tochter
in den Metropolen den Kick gesucht, um doch nach Deutschland zurückzukehren.
„Wir wollten in der Nähe von Köln leben“, sagt er. „Die Landschaft erinnerte
mich an den Harz. 1989 wurde mir Haus Schönblick angeboten.“
Das ehemalige Hotel, das nach dem Krieg ein Kloster wurde, war genau das,
was er gesucht hatte. Idyllisch gelegen und so groß, dass auch seine Rennpferde Platz fanden: Hier verwirklichte er einen Traum: „Ich wollte Künstler beherbergen. Sie konnten bei mir arbeiten und in einem multikulturellen Zentrum leben.“
Zwei Jahre lang wird renoviert – mit Familie und Freunden.
Das Herzstück ist die ehemalige Kapelle, die Performance- und Ausstellungsraum ist. Hier finden Veranstaltungen statt, und hier spielt „TTT“, Wollnys Band,
die ihn mit seinen Malerkollegen Lüpertz, Penck, Immendorff und anderen verbindet. Bewusst suchen sie in der Musik die Einheit, die ihnen beim Malen verwehrt wird, verweigern jedes Solo, vibrieren in Rhythmus und Groove,
verschmähen gefällige Ufer und zeigen das Leben, wie es manchmal ist:
hart, kompromisslos, schrill und unharmonisch.
Eine produktive Zeit. Wollny macht Reisen nach China, Brasilien, Tibet,
erlangt eine Gastprofessur. Er lässt Musik von drei Hügeln über Heimbach
erklingen und Papierschiffchen auf dem Stausee schwimmen.
Nach zehn Jahren ist der Traum vorbei. Streitigkeiten führen zum Bruch.
Wollny verlässt Haus Schönblick und zieht nach Vlatten.
Mithilfe seiner prominenten Malerfreunde organisiert er Wandbebilderungen
für große Hotels der Welt. Und noch einmal macht er im Firmenicher „Zikkurat“
von sich reden – mit Kursen, Ausstellungen und Performances.
Dann wird es still um ihn. Eine schwere Krankheit zwingt zum Rückzug
–vier Jahre lang das Leben am Grenzzaun.
Nun ist er zurück. Vorsichtig – mit der Ausstellung in der Galerie Roy.
Manche seiner Bilder schwelgen in Farblust, andere sind voller Verzweiflung.
„Ich verbinde mich wieder mit meinen künstlerischen Werten“, sagt er.
Und die sind in jedem Bild zu sehen: Ein impulsiver und expressiver Stil,
die Lust am Experimentieren, der Aufschrei gegen die Norm,
die Verachtung aller Konventionen und der Wille, Gefühl und Leidenschaft
auf die Leinwand zu bringen.
Let’s go, Franki, das Leben hat viele Farben.
Die Ausstellung „Begegnung der Welten –
Frank Wollny und Ante Milas“ in der Galerie Roy.
Bilder von Frank Wollny: Ausstellung Zülpich Juli 2025